Interview: Innovation hat viele Gesichter

Wie aus einer Herausforderung eine greifbare Lösung wurde

Stefan Remhof arbeitet als Professor im Dualen Studium am Standort in München. An seiner Arbeit in der Lehre gefällt ihm besonders, dass er die Freiheit hat, neue Wege zu gehen und eigene Idee umzusetzen. So entstand aus einem Missgeschick eine greifbare Lösung, die seinen Kolleg:innen und ihm einen großen Mehrwert bei der Korrektur und Betreuung von Abschlussarbeiten liefert. Die ganze Geschichte dahinter (und welche Rolle Steve Jobs dabei spielt) erzählt uns Stefan im Interview.

 

Bild Stefan Remhof Berge

Kurze Vorstellung:

Mein Name ist Stefan Remhof, ich bin Professor für Allgemeine BWL mit dem Schwerpunkt Internationales Management am Standort München. An die IU Internationale Hochschule bin ich im Wintersemester 2019 für die Dualen Studiengänge gekommen. Vielen Dank für die Gelegenheit, mein Projekt und mich heute vorzustellen!

Erinnerst Du Dich noch, was Dich damals bewegt hat, hier zu arbeiten?

Ich hatte schon länger den Wunsch, als Hochschulprofessor zu arbeiten. Die praxisorientierte Lehre in kleinen Gruppen, der Austausch mit den Studierenden und die Betreuung von Abschlussarbeiten inspirieren mich immer wieder neu. Im Frühjahr 2019 hatte mich unser Kollege Prof. Mark Ayoub auf die Stellenausschreibung einer Professur im Fachbereich allgemeine Betriebswirtschaftslehre aufmerksam gemacht und mich zur Bewerbung ermuntert. An mein Berufungsgespräch kann ich mich noch gut erinnern. Zwischen meinem Probevortrag und meiner Unterschrift unter dem Vertrag vergingen nur wenige Wochen. Ich hatte ein gutes Bauchgefühl, was sich bis heute nicht geändert hat und bin stolz, meinen Beitrag für den Erfolg der größten Hochschule Deutschlands beizusteuern.

Vor unserem Interview hast Du bereits angedeutet, dass Du aus einer Herausforderung eine greifbare Lösung entwickelt hast, von welcher nicht nur Du, sondern auch Deine Kolleg:innen, profitieren. Wir sind sehr neugierig auf die ganze Geschichte!

Alles begann mit einem Missgeschick. Letztes Jahr im Sommer hatte ich einen Termin mit einer Studentin zur Besprechung ihrer Abschlussarbeit. Ich kam von einem Termin in Augsburg und stand im Feierabendstau auf der A8. Den Abstimmungstermin hatte ich komplett verschwitzt. Sie war natürlich verärgert und die Betreuung ging an einen anderen Kollegen. Das hat mich entrüstet und zugleich wachgerüttelt. Ich habe gemerkt, dass die erfolgreiche Betreuung von Abschlussarbeiten mehr sein muss als die Kombination aus irgendwelchen Excel-Listen und Notizen auf Papier in Kombination mit Outlook-Einträgen. Dazu musste ich mich selbst immer wieder orientieren und unzählige alte E-Mails durchgehen:

 

      • Wer hat welches Thema zur Bearbeitung?
      • Wer hat welche Bearbeitungszeit?
      • Wer steht wo im Prozess?
      • Mit wem wurde was abgesprochen?
      • Wurde die Gliederung schon abgestimmt?
      • Ist die Arbeit schon angemeldet?

 

Was also besser machen? Diese Frage schwirrte einige Monate in meinem Kopf herum. Die Grundstruktur der Lösung war recht schnell klar: Alle Daten zu allen Kursen und Projekten an einem digitalen Ort. Immer erreichbar, mit allen Funktionen, die man aus den Datenbanken und dem persönlichen Organizer kennt. Doch wie setzt man eine derart strukturierte, theoretische Lösung um? Hierfür habe ich vier Mitstreitende mit lösungsorientiertem Mindset gefunden. Gemeinsam haben wir eine digitale Plattform zur effizienten Betreuung von Studien- und Abschlussarbeiten entwickelt. Mit Thesis2Go sind wir dann Anfang des Jahres in die Pilotphase gegangen und testen die neuen Funktionen mit den ersten Nutzer:innen

 

Meine Praxis hat sich durch den Einsatz unserer Lösung bereits nachhaltig verändert. Generell treffen sich Dozierende und Studierende auf der Plattform auf Augenhöhe. Uns ist es wichtig, dass wir auf verschiedenen Ebenen Barrieren abbauen, die einem reibungslosen Austausch im Wege stehen. Im Ergebnis ist es für den Dozierenden möglich, mit dem gleichen Zeitaufwand – oder sogar etwas weniger – genauer, effizienter und persönlicher zu betreuen.

 

Ein wichtiger Teil des neuen Denkens in Richtung Innovation ist es gewesen, jede einzureichende Arbeit als Projekt zu verstehen und zu bearbeiten. Dafür haben wir alle Lehren des Projektmanagements einbezogen und versehen jedes Schreibprojekt mit klarer Beschreibung des Projekts, Meilensteinen, Anzeige des Fortschritts zur eigenen Kontrolle, Dokumentensharing, Kommentarfunktionen und der Möglichkeit, mit der Betreuung einen Termin zu vereinbaren.

 

Beim nächsten Stau auf der Autobahn kann ich notfalls den vereinbarten Termin über die mobile App der Plattform wahrnehmen. Das Feedback meiner Studierenden ist begeistert, sie fühlen sich gut betreut, wertgeschätzt und lernen nebenbei auch noch etwas über die Praxis des Projektcontrollings. Wir als Gründer sind sehr zufrieden, nun ist es an der Zeit für die nächsten Schritte.

Stefan Remhof

Wie definierst Du Innovation?

Innovation hat viele Gesichter, von kontinuierlicher Verbesserung bis zum Business Process Reengineering. Ich mag die Innovationen, die beides verbinden. Es beginnt mit dem Denken in eine komplett neue Richtung, dann folgt eine Prozess- oder Produktentwicklung und schließlich die kontinuierliche Verbesserung, bis etwas völlig Neues entsteht, was bestenfalls den Markt neu definiert. Steve Jobs war ein Genie darin, in dieser Art zu arbeiten. In jedem Fall ist Innovation für mich kundenzentriert, weshalb wir BWLer:innen sie keinesfalls nur den Ingenieur:innen und Programmierer:innen überlassen sollten.

Drehen wir die Uhr ein Jahr vor – was wünschst Du Dir?

Würden wir bei meinem Steve Jobs Beispiel bleiben: Redefine the market. Und wünschen darf man sich als stolzer Innovator natürlich viel. Realistisch ist für uns das Ziel, Thesis2Go als digitale Plattform an der IU zu etablieren. Natürlich ist für mich als Mitgründer meine Hochschule der erste Kernmarkt, auf dem wir uns etablieren möchten. Als Professor habe ich zugleich das Ziel, aus dem Frust, der bei der Betreuung auf beiden Seiten immer mal wieder aufkam, Lust am Schreiben und mit mehr Zeit am Forschen werden zu lassen. Ich bin überzeugt, dass durch die intensivere Betreuung auch die Ergebnisse aller Studierenden besser werden.

Was macht Dich zum Gamechanger?

Wir individualisieren die Betreuung, verbessern die Ergebnisse und senken zugleich den Aufwand. Die zentrale Veränderung liegt in der Relation. Vom Kursmanagement mit einer Betreuung 1:n für den Austausch von Unterlagen sowie zahllosen Mails, SMS, WhatsApp etc. hin zu einem strukturierten Projekt in einer 1:1 Betreuung. Genau dies ist möglich, auch bei vielen Arbeiten, und genau das verändert die Betreuung komplett, wofür es unbestritten einen großen Bedarf gibt.

Abschließend: Was ist die eine Sache, die Du besonders cool an der IU findest?

Besonders gefällt mir, dass ich an der IU innovative und frische Ideen einbringen kann, die ohne Scheuklappen und Bedenkenträgerei mitgetragen werden. Als Dozent habe ich so die Freiheit, um neue Wege zu gehen und eigene Ideen umzusetzen. Davon profitieren in erster Linie meine Studierenden, die so individuell betreut werden, wie sonst nirgends.

Hast auch Du Lust innovative und frische Ideen einzubringen und in der Lehre aktiv zu werden?