Forschung an der IU: Teil 3/3
Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik (kurz, engl. STEM) – Frauen sind in diesen Bereichen unterrepräsentiert, aber warum?
25. April 2023
Die meisten Lehrenden brennen für das Thema Forschung. Im Arbeitsalltag bleibt dafür neben der Lehre oft wenig Zeit. Die IU Research Incubators wurden seitens der IU ins Leben gerufen, um Möglichkeiten für Professor:innen zu schaffen, Forschungsprojekte zu betreiben. In unserer Reihe „Forschung an der IU“ beleuchten wir drei Projekte genauer. Heute stellen wir das Projekt Young Women in STEM* und Prof. Dr. Sandra Rebholz, Professorin für Softwareentwicklung an der IU, vor.
*Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik (kurz, engl. STEM)
Die IU Research Incubators sind institutionalisierte Anschubfinanzierungen und richten sich an Forschende, die eine Forschungsidee entwickeln sowie vertiefen möchten und hierfür Zeit und Ressourcen brauchen, um größere Publikationen, Produktentwicklungen oder Drittmittelanträge voranzutreiben.
Liebe Sandra, was hat Dich und Deine Kolleg:innen bewegt, sich für den IU Incubator zu bewerben?
Sandra: Unser Team, welches aus 12 Professorinnen besteht, hat sich ursprünglich zusammengefunden, um einen Drittmittelantrag zur Förderung von Frauen im MINT-Bereich zu schreiben. Das war der Anlass, uns regelmäßig zu treffen und wir fanden das Thema so spannend und wichtig, dass wir beschlossen haben, verschiedene Aktivitäten in diesem Bereich in die Wege zu leiten. Gemeinsam mit der IU Research Factory haben wir beispielsweise eine Studie initiiert und durchgeführt, in der wir herausfinden wollten, wo aktuell die Motivation aber auch die Hemmschwellen für Schülerinnen und junge Frauen liegen, um sich für eine berufliche Karriere im MINT-Bereich zu entscheiden.
Außerdem hatten wir als weitere gemeinsame Aktivität eine interaktive Vorlesungsreihe für Schülerinnen und junge Frauen geplant, in der wir verschiedene Themen aus der Informatik beleuchten und zeigen, wie vielfältig und kreativ Informatik eigentlich ist. Es war dann sehr naheliegend sich mit unserer Initiative für den IU-Incubator zu bewerben, der darauf ausgelegt ist, Forschungsideen zu entwickeln und auch Zeit und Ressourcen bereitzustellen, um Drittmittelanträge zu schreiben. Mittlerweile sind wir ein interdisziplinäres Team aus zwölf Professorinnen aus der Informatik, der Technik und der Wirtschaft, die sich in dem Projekt engagieren.
Kannst Du uns Einblicke in das Forschungsprojekt „Young Women in STEM“geben? Worum geht es genau?
Sandra: Die Kernfrage, mit der wir uns in unserem IU-Incubator beschäftigen, ist es, herauszufinden, wo Hindernisse liegen, die junge Frauen davon abhalten, im MINT-Bereich aktiv zu werden und welche Instrumente geeignet sind, um diese Hindernisse zu beseitigen bzw. zu verringern. Hintergrund der Fragestellung ist, dass Frauen im MINT-Bereich immer noch unterrepräsentiert sind – vor allem in Führungspositionen oder wissenschaftlichen Top- Positionen. Auch in den MINT-Studiengängen sind aktuell ca. 2/3 männliche Studierende und nur 1/3 weibliche Studierende eingeschrieben. Unser Ziel ist es, den Anteil an Frauen zu erhöhen, die sich für eine Karriere im MINT-Bereich entscheiden und passende Maßnahmen zu entwickeln, die eine solche Entscheidung attraktiver macht.
Als Ergebnis von dem Incubator-Projekt möchten wir einen Drittmittelantrag stellen, der dieses Ziel fördert. Dazu werden wir auch die Daten, die wir aus der Befragung mit der Research-Factory erhoben haben, genau analysieren und begleitend zu der Vorlesungsreihe die Erwartungen und Feedback von den Teilnehmerinnen sammeln und auswerten.
Nun zur Dir als Person – Wer bist Du, was machst Du an der IU und inwieweit ist Forschung Teil Deines Arbeitsalltags?
Sandra: Ich bin Informatikerin, habe im Bereich technologiegestütztes Lernen promoviert und bin neben der Lehre momentan in einem Forschungsprojekt zur Anwendung von Künstlicher Intelligenz im Bereich der Hochschulbildung aktiv. An der IU bin ich Professorin für Softwareentwicklung und bin verantwortlich für verschiedene Kurse im Bereich Software-Engineering, Programmierung und Web-Entwicklung. Für mich ist es wichtig, dass ich in meine Lehre aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung mit einbinde, um den Studierenden ein wissenschaftlich fundiertes Studium ermöglichen zu können.
Im Rahmen unserer Women-in-Tech-Forschungsaktivitäten sind wir im Austausch mit den entsprechenden Fachcommunities und haben auch schon erste Veröffentlichungen zu unseren Forschungsergebnissen geschrieben. Hier planen wir natürlich auch weitere Publikationen und Konferenzbeiträge.
Privat wohne ich am schönen Bodensee, wandere gerne und mag es draußen zu sein. Außerdem finde ich es toll, mit der Familie und Freunden zu kochen und gehe aber auch sehr gerne essen.
Einer unserer Werte an der IU ist die Förderung. Gegenseitige Weiterentwicklung hat daher einen entsprechend hohen Stellenwert bei uns. Wie wird die Vernetzung unter den akademischen Berufen gefördert?
Sandra: Die Vernetzung im Kolleg:innenkreis untereinander und innerhalb der Fachgruppe IT & Technik ist sehr gut. Wir haben regelmäßige Meetings und insgesamt einen sehr offenen Informationsaustausch. Darüber hinaus gibt es Workshops, bei denen einzelne Professor:innen ihre Forschungsthemen vorstellen können und die Möglichkeit besteht, sich enger zu vernetzen und zusammenzuarbeiten. Es gibt ein tolles Forschungsreferat, das als Ansprechpartner für die Professor:innen da ist und auch hilft, passende Kooperationspartner für Forschungsvorhaben zu finden. Hier haben wir in unserem Incubator-Antrag sehr gute Erfahrungen gemacht und sehr viel Unterstützung bekommen.
Was mich fasziniert, ist, dass die Zusammenarbeit in unserem Women-in-Tech-Team so gut funktioniert – obwohl wir als Fernstudiums-Professorinnen über ganz Deutschland verteilt sind: von Hamburg, über Mainz, Heidelberg, München bis an den Bodensee. Es ist ein tolles Team und es macht sehr viel Spaß zusammenzuarbeiten.
Wieviel Forschungsanteil beinhaltet Dein Arbeitsalltag und was motiviert Dich für dieses Projekt?
Sandra: So genau lässt sich das nicht sagen. Den Hauptanteil meiner Arbeit nimmt sicherlich die Lehre ein. Mit dem IU-Incubator-Projekt gibt es nun aber einen festen Rahmen, der für Forschungsarbeiten zur Verfügung steht. Für mich ist dieses Projekt sehr wichtig, weil es mir ein Anliegen ist, junge Frauen für den MINT-Bereich und insbesondere die Informatik zu begeistern und sie beim Einstieg in ein MINT-Studium zu unterstützen. Ein weiterer Motivationsfaktor ist natürlich auch unsere Gruppe aus Professorinnen unterschiedlichster Fachrichtungen, die dieses Projekt wirklich einzigartig macht.
Wir bedanken uns nochmals sehr herzlich bei Sandra für den wertvollen Input dieses Interviews!
* Neben Sandra gehören Prof. Dr. Janki Dodiya, Prof. Dr. Cornelia Heinisch, Prof. Dr. Claudia Hess, Prof. Dr. Sibylle Kunz, Prof. Dr. Inga Schlömer, Prof. Dr. Adrienne Steffen sowie Prof. Dr. Silke Vaas zu der Young Women in STEM Forschungsgruppe, alle Professorinnen arbeiten an der IU.
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