Interview: Erlebnisorientiertes Mediendesign

Über innovative Lehrmethoden und praxisnahe Exkursionen

Wie entstehen eigentlich die besten kreativen Ideen? Reicht es, sich durch endlose Pinterest-Boards zu klicken, oder braucht es mehr als das? 

Inga Wonnenberg-Eichhorn, Dozentin im Bereich Mediendesign an der IU, ist überzeugt: Echte Kreativität entsteht nicht allein vor dem Bildschirm, sie muss erlebt werden. Mit Leidenschaft organisiert sie Exkursionen, bei denen Studierende Inspiration in der realen Welt sammeln können, sei es bei einem Besuch in einer Kreativagentur, einer Ausstellung oder einem internationalen Design-Festival. 

In unserem Interview sprechen wir über ihre Lehrmethoden, ihre eigenen Erfahrungen in der Kreativbranche und darüber, warum Exkursionen für Mediendesign-Studierende unverzichtbar sind. Außerdem verrät sie, welche spannenden Projekte sie als Nächstes plant. 

Inga, erzähl doch mal ein bisschen über Dich! Was machst Du bei der IU? 

Ich habe ganz klassisch als Druckvorlagenherstellerin angefangen, danach Kommunikations- bzw. Grafikdesign in Aachen studiert und viele Jahre in Agenturen gearbeitet – unter anderem bei Pixelpark, der damals größten Multimedia-Agentur Deutschlands. Seit rund 20 Jahren bin ich parallel in der Lehre tätig und habe mich im Mediendesign vor allem auf Typographie, Print und Editorial Design spezialisiert. Heute arbeite ich halbtags fest an der IU und bringe meine langjährige Praxiserfahrung in den Unterricht ein.

Inga_Wonnenberg
Echte Kreativität braucht mehr als einen Bildschirm – sie entsteht durch Erlebnisse, Begegnungen und das bewusste Wahrnehmen der Welt um uns herum.
Inga Wonnenberg-Eichhorn
Dozentin im Mediendesign

Was begeistert Dich an Deiner Arbeit mit den Studierenden am meisten? Gibt es besondere Momente, die Dir in Erinnerung geblieben sind? 

Mich begeistert, wenn Studierende durch echte Erfahrungen lernen. Die Dinge, die man nicht einfach googlen kann. Es sind die Gerüche, die Begegnungen und auch das unmittelbare, haptische Erlebnis, das den kreativen Prozess so bereichert. Klar, man kann alles im Internet finden oder virtuell nach Valencia oder Barcelona fahren, aber ich bekomme keine Düfte, keine echten Begegnungen. Ich erinnere mich gerne an Momente, in denen die Studierenden während einer Exkursion oder im Unterricht durch scheinbar banale Beobachtungen, wie ein ungewöhnlich gestaltetes U-Bahn-Display oder alte Typographie, völlig neue Impulse erhalten haben. Als kreative Person muss man sich auf den Weg machen, um neue Impulse zu bekommen. Diese erlebte Vielfalt, kombiniert mit dem intensiven Austausch untereinander, gibt dem kreativen Arbeiten seinen unverwechselbaren Charakter und schafft nachhaltige Eindrücke.

Kreativität hautnah: Inga mit Studierenden bei Henkelhiedl
Kreativität hautnah: Inga mit Studierenden bei Henkelhiedl

Warum sind Exkursionen wie die zu “Henkelhiedl” für die Studierenden so wertvoll, und welche Rolle spielen sie in der Ausbildung im Mediendesign? 

Henkelhiedl ist eine renommierte Kreativagentur und die Exkursion im Januar 2025 hatte zum Ziel, den Studierenden einen Blick hinter die Kulissen einer solchen Agentur zu gewähren. Die Idee für die Exkursion entstand aus meinen eigenen Erfahrungen und Kontakten, zu ehemaligen Kolleg:innen von Pixelpark, die heute bei Henkelhiedl tätig sind. Ich wollte den Studierenden zeigen, dass hinter jeder Kreativagentur nicht nur der glamouröse Teil des Designs steckt, sondern auch strukturierte Abläufe und technisches Know-how einen großen Anteil haben. Bei Henkelhiedl erlebten die Studierenden den authentischen Arbeitsalltag: Sie haben gesehen, dass der Designanteil oft nur ein Drittel eines Projekts ausmacht, der Rest ist Technik und Support. Sie haben mitbekommen, dass so eine Agentur auch Regeln hat: Wer als Erstes abends geht, macht die Kaffeemaschine sauber. Sie haben auch Fragen zu Bewerbungen gestellt, was erwartet wird und wie man sich präsentieren kann. Diese echten Einblicke sind total wertvoll. Sie erfahren, wie kreative Ideen in einem strukturierten Umfeld entstehen und umgesetzt werden.

Wie unterstützt Du Studierende generell dabei, Praxisluft zu schnuppern und sich auf die kreative Berufswelt vorzubereiten? 

Ich setze stark auf praxisnahe Beispiele und erlebnisorientierten Unterricht. Neben dem klassischen Unterrichtsmaterial bringe ich immer wieder Anekdoten und Erlebnisse aus der echten Berufswelt ein, sei es aus Exkursionen zu Agenturen wie Henkelhiedl oder Besuchen von Ausstellungen wie der Nan Goldin in der Neuen Nationalgalerie und dem Helmut Newton Museum in Berlin. Ich nutze Bücher, Post-its und Fotos, um den Stoff greifbar zu machen. Dabei geht es nicht nur ums reine Lernen, sondern darum, die Welt mit allen Sinnen zu erleben. So verhindere ich, dass die Studierenden nur bulimisch Wissen aufnehmen, sondern wirklich verstehen, was sie sehen und fühlen. Gruppenarbeiten, interaktive Übungen und auch das gemeinsame Erleben von Veranstaltungen fördern nicht nur den fachlichen Austausch, sondern auch den sozialen Zusammenhalt und die Vernetzung – Aspekte, die in der kreativen Branche von großer Bedeutung sind.

Inspiration abseits des Klassenzimmers: Studierende erleben Nan Goldins Kunst in Berlin
Inspiration abseits des Klassenzimmers: Studierende erleben Nan Goldins Kunst in Berlin

Welche innovativen Lehrmethoden integrierst Du, um die Fachkräfte von morgen auszubilden? Und wie unterstützt die IU Dich bei dieser Aufgabe? 

Ich experimentiere gerne mit unkonventionellen Ansätzen, um den Unterricht lebendig und praxisnah zu gestalten. In einer Aufgabe wird beispielsweise der Unterschied zwischen traditioneller Bildbearbeitung (zum Beispiel über Photoshop) und dem Einsatz von KI-Tools herausgearbeitet. Dabei wird nicht nur der technische Umgang geschult, sondern auch die kritische Bewertung von Quellen und Arbeitsprozessen. Der Vergleich zwischen klassischen und modernen Arbeitsweisen zeigt den Studierenden, dass trotz moderner Technik der kreative Kern – die Idee – immer im Mittelpunkt steht. Die IU unterstützt mich dabei mit internen Schulungen, die spannend und praxisnah gestaltet sind, sowie einer Fülle von Ressourcen, die mir helfen, mein Wissen jederzeit erweitern. 

Hast du schon Pläne für die nächsten Exkursionen? Wo soll es als Nächstes hingehen?  

Neben den bereits genannten Exkursionen plane ich auch, zukünftig weitere Projekte umzusetzen, etwa Exkursionen zu internationalen Veranstaltungen wie der OFFF Barcelona oder dem Forward Festival. Diese Erlebnisse fördern nicht nur die fachliche Weiterbildung, sondern stärken auch den interdisziplinären Austausch zwischen Studierenden und Dozierenden. Und vor allem erleben sie: Rausgehen lohnt sich! Sie vernetzen sich und sie tauschen sich aus. Für mich ist es essenziell, dass die Studierenden nicht nur im Kursraum, sondern auch in der realen Welt, im direkten Kontakt mit der Branche, lernen und wachsen. 

Vielen Dank für Deinen wertvollen Input, Inga!

Du hast auch Interesse, Dein Wissen weiterzugeben? Schau’s Dir an: Als Dozent:in an der IU lehrst Du online oder an einem unserer Standorte, festangestellt oder freiberuflich. Neben der Bildungsvermittlung betreust Du Studierende, korrigierst Prüfungen und erstellst Lehrmaterialien. Als festangestellte Lehrkraft bist Du in allen Studienformaten aktiv, während Du als Freiberufler:in vor allem unterrichtest. Lehrerfahrung ist kein Muss – entscheidend ist Deine Begeisterung für das Fach.

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